West Papua Netzwerk
Liebe Freundinnen und Freunde des Westpapua-Netzwerks,
sehr geehrte Damen und Herren,

seit über drei Monaten sitzt Victor Yeimo, Sprecher des Nationalen Komittee Westpapuas (KNPB) in Haft. Hochverrat, Verschwörung und Aufwiegelung heißen einige der Anklagepunkte. Demonstrationen, die seine Freilassung fordern, werden gewaltsam aufgelöst. Auch in anderen Teilen Westpapuas gehen Polizei und Militär in aller Härte gegen die Zivilbevölkerung vor.

Dass das Militär bei illegalen Operationen in Westpapua wirtschaftliche Eigeninteressen verfolgt wurde nun in einer Studie mehrerer NGOs untersucht und belegt.

Die UNESCO fordert den Baustopp der Schnellstraße, die den Lorentz Nationalpark bedroht. In unserer neusten Ausgabe des WPN Journals können Sie mehr zu diesem Bauvorhaben und der Auswirkung auf Menschen und Natur vor Ort erfahren.
 

In dieser E-Info finden Sie:

  • NGO-Studie belegt wirtschaftliche Interessen hinter illegalen Militäroperationen in Intan Jaya
  • Gewaltsame Auflösung von Protesten, die die Freilassung von Victor Yeimo fordern
  • Verhaftung von Victor Yeimo - Update
  • UNESCO fordert Schließung der Straße durch den Lorentz Nationalpark in Papua
  • Covid-19 nun auch in abgelegenen Gebieten in Westpapua
  • Schusswaffeneinsatz gegen Papuas
  • Neue Ausgabe des WPN Journals
Mit herzlichen Grüßen aus der Koordinationsstelle,

Barbara Hillebrand, Thea Hummel und Norman Voß

NGO-Studie belegt wirtschaftliche Interessen hinter illegalen Militäroperationen in Intan Jaya

In den letzten drei Jahren kam es zu einer nicht enden wollenden illegalen Stationierung indonesischer Streitkräfte im zentralen Hochland von Papua, das international als Westpapua bekannt ist, was zu einem eskalierten bewaffneten Konflikt zwischen dem Militär und der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) sowie zu Gewalt gegen die Zivilbevölkerung geführt hat. Eine geografische Analyse zeigt, wie sich Militär- und Polizeiposten um die Bergbaugebiete herum befinden, deren Konzessionen mit den Generälen in Verbindung gebracht werden.

Eine Gruppe von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), bestehend aus der Indonesian Legal Aid Foundation (YLBHI), dem Indonesian Forum for the Environment (WALHI), WALHI Papua, Pusaka Bentala Rakyat, der Papua Legal Aid Foundation (LBH Papua), der Commission for Missing Persons and Victims of Violence (KontraS), Greenpeace Indonesia, dem Mining Advocacy Network (JATAM) und Trend Asia, hat vor kurzem ihre Studie veröffentlicht, die die Beziehungen zwischen Bergbauunternehmen und dem Einsatz des Militärs im Bezirk Intan Jaya aufzeigt.

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Gewaltsame Auflösung von Protesten, die die Freilassung von Victor Yeimo fordern

Eine Kundgebung von Demonstranten in Jayapura, Papua, wurde am Montag, den 16. August, von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Berichten zufolge, wurden zwei Personen dabei durch Schläge am Kopf verletzt. Andere Aussagen berichten zudem über den Einsatz von Wasserwerfern, um die Demonstration gewaltsam aufzulösen.

Emanuel Gobay, Direktor der Papua Legal Aid Foundation (LBH) sagte, dass die beiden Demonstranten, die angeblich von der Polizei geschlagen wurden, der KNPB-Vorsitzende Agus Kossay und ein weiterer Demonstrant namens Alfa Hisage waren. Gobay erklärte, dass das Nationale Komitee Westpapuas (KNPB) die Aktion am 13. August schriftlich bei der Bezirkspolizei von Jayapura angemeldet hatte, die Polizei sich jedoch weigerte, eine Bestätigung für die Anmeldung auszustellen.

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Verhaftung von Victor Yeimo - Update

Mehrere Beobachter haben sich besorgt über den Gesundheitszustand des papuanischen Menschenrechtsaktivisten Victor Yeimo geäußert.

Victor Yeimo, der internationale Sprecher der KNPB (Nationales Komitee Westpapuas), wurde am 9. Mai 2021 von der indonesischen Polizei im Zusammenhang mit den Anti-Rassismus-Protesten vom Jahr 2019 verhaftet. Die KNPB ist eine Organisation der zivilen Widerstandsbewegung, die sich für das Recht auf Selbstbestimmung einsetzt. Yeimo spielt auch eine wichtige Rolle bei der Bildung einer Petition gegen die Verlängerung der Sonderautonomie von Papua. Victor Yeimo war am 5. September 2019 unter der Nummer LP/317/IX/RES.1.24/2019/Direskrimum auf der polizeilichen Fahndungsliste in Papua im Zusammenhang mit seiner angeblichen Rolle bei den weit verbreiteten Anti-Rassismus-Protesten im August und September 2019 in Westpapua aufgeführt

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UNESCO fordert Schließung der Straße durch den Lorentz Nationalpark in Papua

Die UNESCO hat die indonesische Regierung aufgefordert, einen Straßenabschnitt, der durch das größte Schutzgebiet Südostasiens führt, wegen seiner negativen Umweltauswirkungen zu schließen.
In ihrem jüngsten Bericht über den Erhaltungszustand von Welterbestätten hebt die UNESCO eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit der 190 Kilometer langen Straße hervor, die den Lorentz Nationalpark in Indonesiens östlichster Region Papua durchschneidet. Der 2,35 Millionen Hektar große Park gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist dafür bekannt, dass er als einziges Schutzgebiet der Welt durchgehend von schneebedeckten Berggipfeln bis hinunter zu tropischen Meeresgebieten reicht und dazwischen ausgedehnte Feuchtgebiete aufweist.

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Covid-19 nun auch in abgelegenen Gebieten in Westpapua

Lange beschränkte sich ein Großteil der Covid-Infektionen in Westpapua auf größere Städte wie Jayapura oder zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr auf vermehrte Infektionen in der Belegschaft von Freeport.
Derzeit lässt sich jedoch beobachten, dass die Infektionen mit Corona auch in abgelegenen Gebieten von Westpapua zunehmen. Dies stellt insbesondere die Gesundheitsversorgung in diesen Bezirken vor große Herausforderungen. Insbesondere die Versorgung mit Sauerstoff wird immer schwieriger.

Der Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Asmat, Richard Mirino, sagte, dass die Zahl der Covid-19-Fälle in abgelegenen Gebieten seit Juli dramatisch zugenommen habe. Die Auslastung der Behandlungskapazitäten liege bei über 90 Prozent. Derzeit gibt es in Asmat 204 aktive Covid-19-Fälle, in einem Krankenhaus und zwei zentralen Quarantänestandorten werden jedoch nur 32 Personen behandelt. Inzwischen müssen sich über 170 weitere Personen in Selbstisolation begeben. Medizinischer Sauerstoff wird in Asmat nur noch im Agats Regional General Hospital hergestellt, welches über eine vollständige Einrichtung für die Behandlung von Covid-19-Patienten mit schweren Symptomen verfügt. Daher, so Richard, erlebe Asmat eine Sauerstoffkrise für die Behandlung von Covid-19-Patienten.

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Schusswaffeneinsatz gegen Papuas

Ende Juli und Anfang August soll es zu zwei Einsätzen von Schusswaffengewalt gegen indigene Papuas durch Polizisten gekommen sein.

Am 20. Juli 2021 soll ein Mitglied der Bezirkspolizei von Sorong Selatan mit den Initialen OD den 46-jährigen Nicolas Kemerai im Dorf Bariat, Landkreis Sorong Selatan, angegriffen und gefoltert haben. Die Folterung durch den Beamten sollte eine Strafe für einen geplatzten Holzhandel sein. Nach Angaben von Medienberichten betrieb OD ein Spirituosengeschäft und hatte im Gegenzug für zwei Eisenholzbäume auf dem Land von Herrn Kemerai 20 Liter Spirituosen abgegeben. Als die Verwandten von Herrn Kemerai OD daran hinderten, die Bäume zu fällen, fuhr OD zum Haus von Nicolas Kemerai und griff ihn körperlich an.
Weiter gab OD fünf gezielte Schüsse auf Nicolas Kemerai ab. Herr Kemerai konnte den Schüssen ausweichen, erlitt jedoch mehrere Prellungen durch die Tritte. Der Vorfall wurde Berichten zufolge von mehreren Verwandten beobachtet.  

Neue Ausgabe des WPN Journals

Eine Studie von 2020 gab an, dass Neuguinea die Insel mit der größten Arten- und Pflanzenvielfalt der Welt ist. Viele Pflanzen und Tierarten Neuguineas sind endemisch und daher besonders schützenswert. Gleichzeitig schreitet die Abholzung des Regenwaldes in Westpapua weiter voran und jedes Jahr verschwinden unzählige Quadratkilometer an Regenwald. Tiere verlieren ihren Lebensraum und die indigenen Papuas einen Teil ihrer Geschichte, Kultur und auch Nahrungsquelle.

„Paradies in Gefahr“ ist daher der Titel dieser Ausgabe des Westpapua-Journals und thematisiert die vielfältigen Bedrohungen, denen die Umwelt und auch die Menschen in Westpapua durch die Umweltzerstörungen ausgesetzt sind.

Von der Zerstörung des Regenwaldes für eine Schnellstraße, Vergiftung von Mensch und Natur durch aggressive Bergbaumethoden bis hin zu hoffnungsvollen Berichten darüber, wie sich das Leben im Ozean erholen kann, wenn Schutzmaßnahmen von der örtlichen Bevölkerung ausgehen - das und vieles mehr können Sie in der neuen Ausgabe lesen!