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Schulen in Konfliktgebieten geschlossen | Kinder gewaltsam umgekommen - Militär involviert | EU äußert sich zu Westpapua | Mangelhafter medizinischer Zugang für Binnenflüchtlinge | Dokumentation: "Mein Wald" | Viktor Yeimo: Dialog als Ausweg | Podcast zu Neuguinea "Defending Paradise" | Food Estate Project: Zerstörung von Wald- und Torfgebieten droht große Mengen an Kohlenstoff freizusetzen | Corona in Westpapua: weiterhin niedrige Impfquote | UN fragt von Indonesien Informationen zu Menschenrechtsfragen in Westpapua an | Recht auf Gesundheit für Inhaftierte gefordert | VEM: Solidaritätsbesuch in Westpapua
sehr geehrte Damen und Herren,
Solidaritätsbesuche von indonesischen Kirchen, kritische Anfragen von den Vereinten Nationen und Politiker*innen der Europäischen Union an die Zentralregierung in Jakarta - die nationale und internationale Aufmerksamkeit richtet sich auf Westpapua und setzt die indonesische Regierung unter Druck. Tortz dieser erfreulichen Entwicklungen ist die Situation in Westpapua, vor allem in den Gebieten wo Militäroperationenstattfinden weiterhin besorgniserregend.
Herzliche Grüße aus der Koordinationsstelle,
Barbara Hillebrand und Thea Hummel
In dieser E-Info finden Sie:
- Intan Jaya: viele Schulen weiterhin geschlossen, Lehrer*innen in andere Landkreise geflüchtet
- Gewaltsamer Vorfall: ein Kind stirbt, sechs weitere verletzt
- UN-Experten schlagen Alarm wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in Westpapua und fordern dringende Hilfe - Indonesien kritisiert dies deutlich
- EU äußert sich zu Westpapua
- Mangelhafter medizinischer Zugang für Binnenflüchtlinge
- Dokumentation: "Mein Wald"
- Food Estate Projekt: Zerstörung von Wald- und Torfgebieten droht große Mengen an Kohlenstoff freizusetzen
- UN fragt von Indonesien Informationen zu Menschenrechtsverletzungen in Westpapua an
- Recht auf Gesundheit für Inhaftierte gefordert
- IAN Dossier: Menschenrechte 2022 - Aktuelle Lage in 17 Ländern
- VEM: Solidaritätsbesuch in Westpapua
Intan Jaya: viele Schulen weiterhin geschlossen, Lehrer*innen in andere Landkreise geflüchtet
Aufgrund des anhaltenden bewaffneten Konflikts in Intan Jaya sind weiterhin viele Schulen geschlossen und Lehrer*innen in andere Landkreise geflohen.
Der Grundschullehrer Stefanus Zondegau sagte, dass die Schule, an der er unterrichtet, die YPPK Bilogai Grundschule, den Lehr- und Lernbetrieb nun am 17. Januar 2022 wieder aufgenommen habe, der aufgrund des bewaffneten Konflikts in Intan Jaya, Papua, lange Zeit unterbrochen war. Der Prozess der Wiedereröffnung der Schule begann mit der Reinigung des Gebäudes und des Schulhofs der YPPK Bilogai Grundschule mit Hilfe der Eltern am 10. Januar.
Gewaltsamer Vorfall: ein Kind stirbt, sechs weitere verletzt
Verschiedene Menschenrechtsgruppen haben indonesische Soldaten beschuldigt, ein Kind getötet und sechs weitere schwer geschlagen zu haben, nachdem sie sie beschuldigt hatten, einem Soldaten in der indonesischen Provinz Papua eine Waffe gestohlen zu haben.
Bis zu 12 Kinder wurden Berichten zufolge am 27. Februar im Bezirk Puncak Jaya verhaftet, nachdem ein Soldat, der für die Sicherheit am nahe gelegenen Flughafen Tapulinik zuständig war, das Fehlen seiner Waffe gemeldet hatte. Während der Festnahme sollen sieben von ihnen so schwer geschlagen worden sein, dass Makilon Tabuni, 12, starb, während sechs andere mit verschiedenen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurden. Das Alter der verletzten Jungen oder der anderen in Gewahrsam genommenen Personen wurde nicht genannt.
UN-Experten schlagen Alarm wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in Westpapua und fordern dringende Hilfe - Indonesien kritisiert dies deutlich
Am 1. März 2022 äußerten Francisco Cali Tzay, UN-Sonderberichterstatter für die Rechte der indigenen Völker, Morris Tidball-Binz, UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche, willkürliche oder im Schnellverfahren durchgeführte Hinrichtungen, Cecilia Jimenez-Damary, UN-Sonderberichterstatterin für die Menschenrechte von Binnenvertriebenen in einem Expertenbericht ihre Sorge über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in Westpapua. Die UN-Experten verwiesen auf schockierende Übergriffe gegen die indigene Bevölkerung Papuas, darunter die Ermordung von Kindern, das Verschwindenlassen von Menschen, Folter und Massenvertreibungen von Menschen.
EU äußert sich zu Westpapua
Ende letzten Jahres haben drei spanische Abgeordnete des Europäischen Parlaments (Carles Puigdemont i Casamajó (NI), Antoni Comín i Oliveres (NI), Clara Ponsatí Obiols (NI)) eine Parlamentarische Anfrage über die Menschenrechtslage in Westpapua zur schriflichen Beantwortung an den Vizepräsident der Kommission / Hoher Vertreter der Union für Außenpolitik und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, gestellt, die am 21.2.2022 von diesem schriftlich beantwortet wurde.
Mangelhafter medizinischer Zugang für Binnenflüchtlinge
Nachdem es am 2. September 2021 einen Angriff auf den Militärposten in Kisor (Landkreis Maybrat) gab, kam es zu Schießereien zwischen der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) und dem indonesischen Militär (TNI) und der Polizei. Infolgedessen flüchteten Hunderte von Menschen in den Wald.
Wie schwierig die Lebenssituation für die Binnenflüchtlinge ist, zeigt das Beispiel eines kürzlich verstorbenen Papuas, der im Wald keinen Zugang zu medizinischer Hilfe hatte. Der Sprecher des Nationalen Komitees von Westpapua (KNPB), Rudolof Fatem, berichtete Jubi, dass der Verstorbene mit seiner Familie in den Wald flüchtete und seit Oktober 2021 an gesundheitlichen Problemen litt. Versuche, ihn aus dem Wald zu bringen, scheiterten wegen des hohen Aufkommens an Sicherheitspersonal.
Dokumentation: "Mein Wald"
Gerne möchten wir Ihnen eine Dokumentation auf YouTube empfehlen mit dem Titel "Mein Wald" (Sa Pu Hutan).
In dieser Dokumentation wird über die anhaltende Abholzung in Westpapua berichtet und wie lokale Politiker wie der Landrat von Sorong (Johny Kamuru) aber auch indigene Papuas sich für den Einhalt ihres Waldes einsetzen.
Die Dokumentation hat eine Länge von ca. 45 min. Englische Untertitel können über das Menü aktiviert werden.
Food Estate Projekt: Zerstörung von Wald- und Torfgebieten droht große Mengen an Kohlenstoff freizusetzen
In jüngster Zeit wurden die Waldgebiete Papuas durch Projekte zur Umwandlung von Wald- und Torfgebieten in großem Umfang für die Agroindustrie und andere wirtschaftliche Interessen zerstört.
Das National Strategic Project's Food Estate wird ein neuer treibender Faktor für Veränderungen in der ökologischen Landschaft und im sozialen Leben der indigenen Papuas sein. Diese Sorge wurde in einem Webinar der Bentala Heritage Foundation mit dem Titel "The Value of Environmental and Socio-Cultural Services: Implications of the Papua Food Estate Project" am Dienstag, den 15. Februar 2022 deutlich.
UN fragt von Indonesien Informationen zu Menschenrechtsverletzungen in Westpapua an
Die Vereinten Nationen (UN) haben über die Mandatsträger für Sonderverfahren die indonesische Regierung um Daten, Informationen und Klarstellungen zu angeblichen Menschenrechtsverletzungen in Westpapua gebeten.
Zu diesen Vorwürfen gehören die Anzahl der Menschen, die bei Zusammenstößen zwischen der Nationalen Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) und der Organisation für die Freiheit Westpapuas (OPM) und dem Militär ums Leben gekommen sind, die Verhaftung indigener Papuas und die Beschränkungen des Zugangs für die Nationale Menschenrechtskommission (Komnas HAM), das Internationale Rote Kreuz und kirchliche Mitarbeiter*innen.
Recht auf Gesundheit für Inhaftierte gefordert
Das Papua Legal Aid Institute (LBH Papua) hat die Polizei von Papua aufgefordert, die Erfüllung des Rechts auf Gesundheit für acht Personen zu garantieren, die verhaftet wurden, weil sie am 1. Dezember 2021 die Morning Star Flagge im Cenderawasih Sports Center in Jayapura City gehisst hatten.
Die acht Personen wurden des Hochverrats beschuldigt und werden immer noch im Papua Police Detention Center festgehalten. Es handelt sich um Melvin Yobe (28), Devio Tekege (26), Ambros Elopere (22), Maksi You (19), Paul Sode Hilapok (25), Luis Sitok (19), Ernesto Matuan (21) und Melvin Waine (25). Melvin Yobe und Sode Hilapok leiden an gesundheitlichen Problemen.
IAN Dossier: Menschenrechte 2022 - Aktuelle Lage in 17 Ländern
Am 17.02.2022 haben wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen von IAN (Internationale Advocacy Netzwerke) im Rahmen eines parlamentarischen Frühstücks unser gemeinsames Dossier "Menschenrechte 2022 - Aktuelle Lage in 17 Ländern" vorgestellt.
Das Dossier informiert über die Menschenrechtslage in 17 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Neben der Pandemie und den Folgen für die Zivilgesellschaft, begleiten viele Länder die Themen Straflosigkeit, Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen, Klimawandel und Ressourcenschutz, Rechte von Frauen und innerstaatliche bewaffnete Konflikte.
Der Bericht zu Westpapua ist auf den Seiten 34 & 35 zu finden.
VEM: Solidaritätsbesuch in Westpapua
Vom 2.-9. Februar 2022 haben 18 Kirchenvertreter*innen aus Mitgliedskirchen der VEM in Asien unter Führung des Moderators der VEM Ephorus a.D. Willem T.P. Simarmata und der Vize-Moderatorin Pfarrerin Rosmalia Barus sowie Vertretern des Indonesischen Kirchenrates die Protestantische Kirche in Papua (GKI-TP) besucht.
Im Anschluss an die Begegnungen mit der GKI und ihres Leiters Pfarrer Andrikus Mofu sowie Gesprächen mit Regierungsvertretern und Zivilgesellschaft haben die Teilnehmenden der Delegation eine Stellungnahme mit Forderungen an die Regierung und Empfehlungen an die ökumenischen Partner weltweit verabschiedet.
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Neuer ICP Menschenrechtsbericht
Hier finden Sie den neuen ICP Menschenrechtsbericht (herausgegeben in Kooperation mit dem Westpapua-Netzwerk).
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