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Kirchen appellieren an Regierung | Militär nun "gefechtsbereit"  | Entführung dauert an | Bedrohung der Pressefreiheit | Frauen und die Wahl 2024

West Papua Netzwerk

Liebe Freundinnen und Freunde des Westpapua-Netzwerks,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Entführung des neuseeländischen Piloten durch die TPNPB dauert bereits drei Monate an und führt seitdem zu weiteren bewaffneten Auseinandersetzungen in Westpapua. Das indonesische Militär erhöhte Ende April seinen Einsatz in "gefechtsbereit" und ruft damit die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Gewalt hervor. Die Katholische und Evangelische Kirche in Westpapua richten ihren Appell daher gezielt an den indonesischen Präsidenten, in Westpapua einen Friedensdialog anzustoßen. Die „menschengemachte“ Situation in Westpapua müsse auch von Menschen korrigiert werden.

Herzliche Grüße,
Ihr Team der Koordinationsstelle

 


 

In dieser E-Info finden Sie:

  • Katholische und Evangelische Kirche in Westpapua appellieren gemeinsam an Regierung
  • Entführter Pilot: Neues Video – Militär erhöht währenddessen Einsatz in „Gefechtsbereit“
  • Angriff der TPNPB auf Militär in Nduga: mehrere Tote und Verletzte
  • Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der TPNPB und Sicherheitskräften im März 2023
  • Jugendliche aus Süd-Papua erheben ihre Stimme gegen Abholzung
  • Bedrohung von Journalist*innen in Sorong wegen Berichterstattung über illegale Holzverkäufe
  • Frauenquote auf Wahllisten lässt Papua-Frauen hoffen
  • Im Jahr 2022 wurden 9.205 Sicherheitskräfte nach Westpapua entsendet

 Katholische und Evangelische Kirche in Westpapua appellieren gemeinsam an RegierungDie Entführung des neuseeländischen Piloten und die auch damit zusammenhängende fortschreitende Militarisierung in Westpapua erschweren weiter den Weg zu einem friedlichen Dialog. Der Schritt des indonesischen Militärs, den Einsatz in Westpapua nun als „gefechtsbereit“ zu klassifizieren, lässt in Westpapua die Sorgen nur noch weiter wachsen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Westpapua schloss sich nun erstmalig die Katholische Kirche mit den vier größten Evangelischen Kirchen in Westpapua zusammen, die in der Vergangenheit bereits mehrfach als Kirchenrat von Westpapua ihre Stimme erhoben haben.

Gemeinsam sprechen sie sich in einem offenen Brief gegen die weiter zunehmende Militarisierung in Westpapua aus.

 
 

Entführter Pilot: Neues Video – Militär erhöht währenddessen Einsatz in „Gefechtsbereit“

Der Susi Air-Pilot und neuseeländische Staatsbürger, Philip Mark Mehrtens, der seit Anfang Februar 2023 von der TPNPB festgehalten wird, hat die indonesische Regierung aufgefordert, die Militäroperationen in Nduga einzustellen, um ihn aus der Geiselnahme durch die Nationale Befreiungsarmee Westpapuas (TPNPB) unter Führung von Egianus Kogoya zu befreien.

Laut Mehrtens warf das indonesische Militär (TNI) am vergangenen Wochenende Bomben auf das Gebiet ab, in dem er sich mit anderen Einwohner*innen von Nduga aufhielt.

Angriff der TPNPB auf Militär in Nduga: mehrere Tote und Verletzte

Auf der Suche nach dem von der TPNPB entführten neuseeländischen Piloten haben Militär und Polizei in der Provinz Hochland-Papua und besonders im Landkreis Nduga die Zahl der Einsatzkräfte erhöht und mehrere Militäroperationen durchgeführt.

Am Samstag, den 15.4. kam es zu einem Angriff der TPNPB auf eine Gruppe von Militärs im Bezirk Murgi, Landkreis Nduga. Bei diesem, so die TPNPB, sollen 13 Militärs von der TPNPB erschossen worden sein. Weitere Militärs wurden verletzt und flüchteten. Die TPNPB gab auch an, bei den Soldaten Schusswaffen und Munition beschlagnahmt zu haben.

 

Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der TPNPB und Sicherheitskräften im März 2023

Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfer der TPNPB und den Sicherheitskräften haben im März 2023 zugenommen. So gab es mindestens 15 bewaffnete Auseinandersetzungen mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Für größere Aufmerksamkeit sorgte der vermutliche Beschuss dreier Flugzeuge durch TPNPB-Kämpfer im März 2023 an drei verschiedenen Flugplätzen auf Flugzeuge im Landeanflug.

Kritik wird von unabhängigen Menschenrechtsbeobachter*innen in Papua dahingehend geäußert, dass in der indonesischen lokalen und nationalen Berichterstattung über die bewaffneten Auseinandersetzungen vermehrt nur die Opfer des Militärs thematisiert würden. Die Opfer auf Seiten der zivilen Papuas fänden hingegen zu wenig Beachtung.

  

Jugendliche aus Süd-Papua erheben ihre Stimme gegen Abholzung

South Papua Youth Movement for Indigenous Land Care (GPPSPTA), eine Gruppe junger Menschen im Landkreis Merauke, Provinz Süd-Papua, hat in einer Diskussionsrunde die lokale Gemeinschaft und die lokale Regierung auf die Gefahren und Bedrohungen der Abholzung hingewiesen.

Der Koordinator der GPPSPTA, Mario Mere, berichtete, dass der natürliche Wald im südlichen Teil Papuas in großem Umfang für Ölpalmenplantagen gerodet werde (betroffen sind primär die Landkreise Merauke und Boven Digoel). Die Entwaldung wurde unter anderem durch die Umwandlung von Waldgebieten verursacht, insbesondere für staatliche Programme wie die der Ernährungssicherheit

 

Bedrohung von Journalist*innen in Sorong wegen Berichterstattung über illegale Holzverkäufe

Anfang 2023 kommt es in Papua weiterhin zu Gewalt gegen die Presse. Die Alliance of Independent Journalists (AJI) Jayapura erhielt am Montag, den 13. März 2023, Berichte über Drohungen, Journalist*innen zu töten und das Medienbüro Teropong News in Sorong niederzubrennen.

Der Vorsitzende der AJI Jayapura, Lucky Ireeuw, verurteilte die Morddrohungen aufs Schärfste. Dies sei ein Akt, der die Pressefreiheit in Westpapua verletze. Die Presse in Westpapua setzt sich dafür ein, Fakten unabhängig zu vermitteln und die Wahrheit zu sprechen.

   

Frauenquote auf Wahllisten lässt Papua-Frauen hoffen

Indonesien nähert sich dem Super-Wahljahr 2024. Die politischen Parteien beginnen zu konkurrieren und um Stimmen zu werben. Eine der Voraussetzungen für die Registrierung von wahlberechtigten Parteien ist die Erfüllung der 30-prozentigen Frauenquote, die im Wahlgesetz und in den technischen Vorschriften der Allgemeinen Wahlkommission (KPU) festgelegt ist. Demnach müssen 30 Prozent auf den Wahllisten der Parteien Frauen sein. Dies weckt auch Hoffnungen der Frauen in Westpapua, aktiv etwas an ihrer Situation zu ändern.
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Im Jahr 2022 wurden 9.205 Sicherheitskräfte nach Westpapua entsendet

Die Democracy Alliance for Papua (AlDP) zählte für das Jahr 2022 eine Summe von mindestens 9.205 Angehörigen des indonesischen Militärs (TNI) und der Polizei, die nach Westpapua entsendet wurden. Die AlDP geht davon aus, dass die Stationierung der Sicherheitskräfte besonders die Durchführung der Aufteilung in neue Provinzen absichern sollte.