Aktuelle Meldungen zu West Papua über Menschenrechte, Politik, Umwelt und Gesellschaft.

Neue Ausgabe vom Westpapua Journal: "Wir sind Papua" | "Paradise Bombed" - Recherche über den Einsatz ausländischer Waffen in Westpapua  | Binnenflüchtlinge in Maybrat | Papua Film Festival | Wandel hin zu horizontaler Gewalt

West Papua Netzwerk
Liebe Freundinnen und Freunde des Westpapua-Netzwerks,
sehr geehrte Damen und Herren,

eine kürzlich auf YouTube veröffentlichte Recherche mit dem Titel „Paradise Bombed“ untersucht den Einsatz von ausländischen Waffen im bewaffneten Konflikt in Westpapua. Schwerpunkt der Recherche ist ein Angriff des indonesischen Militärs auf mehrere Dörfer im Bezirk Kiwirok im Landkreis Pegunugan Bintang im Oktober 2021. Die Recherche zeigt, dass Waffen und Munition, die das Militär in Kiwirok eingesetzt hat, im Ausland hergestellt und nach Indonesien exportiert wurden. Hunderte Papuas starben durch den Einsatz des Militärs in der Region. Und auch in anderen Teilen Westpapuas sind weiter viele tausende Papuas auf der Flucht. Erlittene Traumata, die keine Heilung finden, nicht vergessen werden und sich stattdessen immer wiederholen. Aber trotz Angst ist Aufgeben keine Option und so demonstrieren die Papuas weiter für ihre Rechte und bilden eine starke Zivilgesellschaft. Lesen Sie mehr dazu in diesem Newsletter und in unserer neuen Ausgabe des Westpapua Journals.

Herzliche Grüße,
Ihr Team der Koordinationsstelle

 

In dieser E-Info finden Sie:

  • Neue Ausgabe vom Westpapua Journal: "Wir sind Papua"
  • Jahrestag des New Yorker Abkommens: Friedliche Demonstrationen wiederholt gewaltsam aufgelöst
  • Binnenflüchtlinge in Maybrat: „Die Menschen werden nicht vergessen aber sie müssen lernen, damit zu leben.“
  • „Paradise Bombed“ – Neue Recherche über den Einsatz ausländischer Waffen gegen Zivilist*innen in Westpapua
  • Papua Film Festival 2023 in Jayapura
  • Gewalt und Gegenwalt in Dogiyai: Polizei erschießt jungen Papua – Aufstand führt zu weiteren Toten und Verletzten
  • Das Trauma, das nicht endet – Das Trauma, das enden muss


Neue Ausgabe vom Westpapua Journal: "Wir sind Papua"

Die erste Ausgabe des Westpapua Journals im Jahr 2023 ist da. Die Ausgabe mit dem Titel "Wir sind Papua - zivilgesellschaftliche Gruppen im Portrait" stellt unterschiedliche Akteur*innen der Zivilgesellschaft in Westpapua vor. Die Organisationen und Einzelpersonen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen, setzen sich für einen Wandel in Westpapua ein und nehmen dafür einige Hürden in Kauf. Alle persönlichen Gespräche und Begegnungen fanden während unserer Reise nach Westpapua im März und April dieses Jahres statt.
Westpapua ist reich an Natur, reich an Ressourcen, reich an indigenem Wissen, reich an Gastfreundlichkeit, reich an Stärke und Mut und reich an beeindruckenden Menschen. Wir freuen uns, Ihnen einige davon in dieser Journalausgabe vorzustellen, denn: sie sind Papua.
Gerne senden wir Ihnen ein Exemplar unseres Journals per Post zu. Oder Sie entscheiden sich für ein Abo und erhalten auch weitere Journalausgaben (2x/Jahr) und unterstützen damit die Arbeit des Westpapua-Netzwerks.

Jahrestag des New Yorker Abkommens: Friedliche Demonstrationen wiederholt gewaltsam aufgelöst

Am diesjährigen Jahrestag des New Yorker Abkommens (15. August 1962) kam es an mehreren Orten in Westpapua zu friedlichen Demonstrationen. Die Demonstranten forderten unter anderem die UN dazu auf, das New Yorker Abkommen von 1962 neu zu bewerten. Die Polizei wendete wiederholt übermäßige Gewalt an, um die Demonstrationen aufzulösen. Mitglieder des KNPB (Nationales Komitee Westpapuas) wurden mit Schlagstöcken verletzt und mit Wasserwerfern auseinander getrieben. Auch soll Tränengas eingesetzt worden sein. Mehr als 20 Personen sollen dabei verletzt worden sein. Viele erlitten Kopfverletzungen.

Binnenflüchtlinge in Maybrat: „Die Menschen werden nicht vergessen aber sie müssen lernen, damit zu leben.“

Knapp zwei Jahre ist es her, dass ein Angriff der TPNPB auf einen Militärposten in Kisor im Bezirk Maybrat, bei dem Berichten zufolge vier Angehörige des indonesischen Militärs (TNI) ums Leben kamen, eine groß angelegte Gegenreaktion des Militärs nach sich gezogen hat. Tausende Papuas flüchteten danach aus ihren Dörfern und viele von ihnen sind auch zwei Jahre später aus Angst vor dem Militär immer noch nicht zurückgekehrt. Das Militär hat seit dem Angriff knapp ein Dutzend Papuas verhaftet und besonders männliche Jugendliche und junge Männer stehen in der Region unter einer Art Generalverdacht, am Angriff auf den Militärposten beteiligt gewesen zu sein.  

„Paradise Bombed“ – Neue Recherche über den Einsatz ausländischer Waffen gegen Zivilist*innen in Westpapua

Eine kürzlich auf YouTube veröffentlichte Recherche mit dem Titel „Paradise Bombed“ auf dem Kanal von „friendlyjordies“ untersucht den Einsatz von ausländischen Waffen im bewaffneten Konflikt in Westpapua. Schwerpunkt der Recherche ist ein Angriff des indonesischen Militärs auf mehrere Dörfer im Bezirk Kiwirok im Landkreis Pegunugan Bintang im Oktober 2021, über den auch das Westpapua-Netzwerk berichtete. Zwischen dem 10. und dem 21. Oktober 2021 sollen mehrere indonesische Militärhubschrauber Sprengkörper auf mehrere Dörfer in dem Landkreis Pegunugan Bintang in der Provinz Papua abgeworfen haben. Die Bomben zerstörten Häuser und Gärten. Mehrere hunderte Papuas starben entweder an den direkten Folgen des Angriffs oder an Krankheiten oder Mangelernährung, die sie während ihrer Flucht in den Wald erlitten haben. Viele Dorfbewohner leben noch bis heute im Wald und sind nicht zurückgekehrt, aus Angst vor erneuten Angriffe durch das Militär.

Die Recherche zeigt, dass Waffen und Munition, die das Militär in Kiwirok eingesetzt hat, im Ausland hergestellt und nach Indonesien exportiert wurden.

Weiter lesen

 

Papua Film Festival 2023 in Jayapura

Die Zivilgesellschaft in Westpapua ist eine sehr aktive und bedient sich dabei auch immer mehr kreativen Ausdrucksformen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Da der Zugang nach Westpapua seit Jahren für ausländische Journalist*innen eingeschränkt ist und Menschenrechtsverteidiger*innen und andere Aktivist*innen in ihrer Arbeit oft Restriktionen ausgesetzt sind, ist es umso wichtiger, mit Audio- und Videomaterial über Westpapua berichten zu können. Hierbei geht es darum, Nachrichten zu verifizieren aber auch um über alltägliches Leben in Westpapua zu berichten und Geschichten zu erzählen.

Hierzu trägt auch das Papua Film Festival bei, welches dieses Jahr zum sechsten Mal stattfindet. Vom 7. bis 9. August 2023 [fand] es in Jayapura unter dem Thema „Dari Kampung Kitong Cerita“ (Aus unserem Dorf, wir erzählen unsere Geschichten) statt.

Gewalt und Gegenwalt in Dogiyai: Polizei erschießt jungen Papua – Aufstand führt zu weiteren Toten und Verletzten

Mitte Juli kam es zu einem gewaltsamen Vorfall in der Region Dogiyai. Nachdem der zwanzigjährige Papua, Yosua Keiya, am 13. Juli durch einen Schuss in die Brust von Sicherheitskräften im Bezirk Dogiyai getötet wurde, gingen mehrere Papuas auf die Straße und demonstrierten gegen die Gewalt der Sicherheitskräfte. Dabei setzten die Demonstranten auch mehrere Häuser in Brand. Die Sicherheitskräfte reagierten ihrerseits ebenfalls mit Gewalt und schossen auf die Demonstranten, wobei zwei weitere Personen, Stepanus Pigome (19) und Yakobus Pekey (20), ums Leben kamen und sieben weitere Personen schwer verletzt wurden.

Bei den anschließenden gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden weitere Personen verletzt und weitere Häuser in Brand gesteckt. Hierbei wurde die Gewalt nicht nur von den Sicherheitskräften ausgeführt: Nicht-Indigene griffen Indigene an und umgekehrt. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich die Gewalt in Westpapua auch auf die horizontale Ebene verlagert.

 

Das Trauma, das nicht endet – Das Trauma, das enden muss

Am 20. Juni findet jedes Jahr der Weltflüchtlingstag statt. Dieser Tag soll daran erinnern, dass Millionen von Menschen weltweit auf der Flucht sind. Ende 2022 waren weltweit 110 Millionen Menschen auf der Flucht, so die UNO. Der Weltflüchtlingstag soll Solidarität für diese 110 Millionen Schicksale zeigen und an die Rechte der Geflüchteten erinnern, die es zu schützen gilt.

Auch in Westpapua gibt es fast täglich Berichte von Papuas, die vor dem bewaffneten Konflikt fliehen müssen. Sie verlassen ihre Dörfer, suchen Schutz in Kirchen, bei Verwandten oder im Wald und hoffen darauf, wieder zurückkehren zu können. Besonders rund um das Gebiet, in dem der seit Anfang Februar entführte neuseeländische Pilot vermutet wird, häufen sich seitdem Razzien und bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und TPNPB-Kämpfern.

An dem diesjährigen Weltflüchtlingstag erinnerten mehrere Papuas an ihr eigenes Trauma, welches sie durch ihre Flucht im eigenen Land erlitten haben und welches einige von ihnen noch bis heute an einer Rückkehr hindert. Auch forderten sie die Regierung dringend auf, die Militäroperationen sofort einzustellen und die Normalität in ihren Gemeinden wiederherzustellen.

Weiter lesen

Westpapua Journal



Abonnieren Sie unser halbjährlich erscheinendes Magazin für weiterführende Analysen und Hintergrundberichte. Hier abonnieren!




Neue WPN-Reihe:


Hier geht es zur ersten Ausgabe der „Stimmen aus Papua/Voices from Papua“-Reihe im Jahr 2023




Neue WPN-Publikation:
"Westpapua im Jahr 2022 - Geschichte, Menschenrechte und aktuelle politische Situation"

Hier geht es zu der neuen WPN-Publikation.




WPN Flyer: "Frauenrechte in Westpapua"

Hier finden Sie unseren neuen Flyer "Frauenrechte in Westpapua".




Unterstützen Sie uns!
Werden Sie Fördermitglied des Westpapua-Netzwerks und erhalten Sie so das Westpapua Journal halbjährlich nach Hause und alle weiteren Veröffentlichungen des Netzwerks. Hier Fördermitglied werden!